Innenausstattung

Muttergottes mit Kind und Herz-Jesu-Figur
Die spätgotische Skulptur der Muttergottes mit Kind, die östlich neben dem Altarraum platziert ist, stammt aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Die Standfigur ist aus Nussbaumholz gefertigt und wohl das Werk eines mittelrheinischen Meisters.

Muttergottes

 Ihr jetziger Zustand ohne Farbfassung geht auf eine unglückliche Restaurierung des Jahres 1971 zurück: Aufgrund von Schäden an der Figur und des Befalls mit Holzschädlingen wurde die ursprünglich vorhandene Farbfassung leider, bis auf wenige Reste wie z.B. auf der linken und rechten Seite des Sockels, vollständig entfernt.
Die Weintraube in der Hand des Jesuskindes weist auf die Eucharistie hin. Leben, Sterben und Auferstehung Jesu Christi kann auf die Traube übertragen werden: Sie wächst, wird geerntet und gekeltert und ersteht im Wein zu neuem Leben.
Das Jesuskind als wirklicher Herrscher der Welt greift nach dem Reichsapfel, der Weltkugel. Sein Reich ist ohne Grenzen, es herrscht vom Kreuz herab und als auferstandener Weltenrichter. Wie in der Geheimen Offenbarung des Evangelisten Johannes beschrieben, steht Maria, also das apokalyptische Weib – die neue Eva, auf der Mondsichel: „... der Mond war unter ihren Füßen...“ (Kap. 12, 1). In der Mondsichel befindet sich das Gesicht einer Frau, der alten Eva. So wie einst Adam und Eva die Sünde in die Welt brachten, so nehmen Christus und Maria, der neue Adam und die neue Eva, die Sündenlast auf sich.
Auf der gegenüberliegenden Seite, neben dem Chorbogen steht eine braun gefasste Herz-Jesu-Figur, die wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Christus hat seine Rechte zum Segen erhoben und weist mit seiner Linken auf das dornenumkränzte Flammenherz auf seiner Brust. Die Wundmale der Hände belegen seine Passion. Hier aber ist nicht der leidende, von seinen Wunden gezeichnete Christus der spätmittelalterlichen Bildtradition dargestellt, sondern der verklärte Christus, in Vollkommenheit und Schönheit. Ein Typus, der vor allem in der Renaissance zum höchsten Ideal wurde. Die Herz-Jesu-Verehrung hat ihren Ursprung schon in der Mystik des Spätmittelalters, erlebte ihre stärkste Verbreitung aber erst im späten 18. und vor allem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Seitenkapelle – ehemaliger Ostchor der Kirche
Kilians-Altar Im ehemaligen romanischen Ostchor der Kirche, der heute als Seitenkapelle fungiert, steht der Kilians-Altar. Sein farbig gefasstes Retabel mit Predella, Hauptgeschoss und gesprengtem Giebel sowie dem Figurenbestand und den gedrehten Säulen entstammt etwa der Zeit um 1660/1680.

Kilian Altar

Die Hauptfigur in der Mitte des Altarschreins ist unser Kirchenpatron, der hl. Kilian. Er ist als Bischof in pontifikalem Gewand mit Dalmatik, Chormantel sowie der Mitra und dem Bischofsstab dargestellt. Das Schwert in seiner Rechten deutet auf sein Martyrium hin, das er in Würzburg erlitten hat. Von irischer Abstammung wirkte er im 7. Jahrhundert als Missionar im heutigen Unterfranken, wo er als Patron noch immer besonders verehrt wird.
Auf der linken Seite des Altars steht die Figur der hl. Barbara, einer Märtyrerin des 3. Jahrhunderts. Neben ihr befindet sich als Attribut ein kleiner, dreifenstriger Turm, der auf ihre besondere Verehrung der Dreifaltigkeit hinweist. Barbara ist Patronin der Sterbenden; der Kelch in ihrer Hand ist Sinnbild für das Sakrament der Krankensalbung, die der Gläubige vor seinem Tod empfangen sollte.
Auf der rechten Seite steht die hl. Katharina von Alexandrien. Sie erlitt um das Jahr 310 den Tod durch das Schwert, das sie üblicherweise in ihrer Rechten hält. Die Palme in ihrer Linken weist sie als Märtyrerin aus. Die beiden Figuren oben auf dem Gebälk stellen die beiden heiligen Erzdiakone Laurentius und Stephanus dar. Beide tragen das liturgische Gewand eines Diakons, die Dalmatik. Dem hl. Laurentius, Schutzpatron unserer Pfarrei, auf der rechten Seite ist ein Rost als Hinweis auf sein Martyrium beigegeben. Der hl. Stephanus hält in seiner Linken ein Buch, die Steine darauf sind Zeichen seines Martyriums.

Links an der Wand steht die Figur der hl. Margarethe, die einer der Hadamarer Werkstätten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zugewiesen werden kann. Die Heilige, die zu den 14 Nothelfern zählt, steht auf einem sich windenden Drachen, den sie an der Kette in ihrer Linken führt. Der Legende nach erschien ihr während ihres Martyriums im Gefängnis ein Drache (Teufel), der sie verschlingen wollte, jedoch auf das Kreuzeszeichen hin verschwand.

Ihr gegenüber an der Wand ist die farbig gefasste Holzskulptur des hl. Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm angebracht. Vermutlich ist sie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstanden. Die Josefsfigur hatte wohl ursprünglich ein Zimmermannswerkzeug in der Rechten. Als Patron für die christliche Familie wird der hl. Josef bis heute angerufen.

Auf der Altar-Mensa steht ein moderner Tabernakel in Form eines achteckigen Gehäuses. Seine Pfeiler sind aus Edelstahl, die Verkleidung seiner Flächen aus dünnen Marmorplatten gefertigt. Der nach einem Entwurf des Kölner/Limburger Architekten Wilhelm Jungherz entstandene Tabernakel wird von acht Kugeln aus Rosenquarz bekrönt.

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