Kirchenfenster
Die bleiverglasten Fenster in der Kilians-Kirche fallen dem Betrachter zunächst durch die scheinbar unterschiedlichen Stil-Richtungen ins Auge. Sehr verschiedene Formen, Farbgebungen und handwerkliche Ausführungen machen eine differenzierte Betrachtung notwendig.
Die zwei segmentbogenartigen Fenster unter der Empore und die beiden Verglasungen im Chorraum sind wohl die jüngsten Verglasungen im Kirchengebäude. Die in weißem und gelbem Tonglas gehaltenen Bleiverglasungen sind mit einer einfachen Sprossenteilung versehen. Die Herstellung und Montage dürfte in die Zeit der Kirchen-Erweiterung um 1950 zu datieren sein.
Schon 1953 musste eines der drei Fenster unter der Empore beim Anbau des Jugendheims zugemauert werden. Ebenso wurden die drei Rundbogenfenster über der Orgel-Empore im Innenbereich abisoliert und der freiwerdende Raum der Nischen zusätzlich für die Orgel-Erweiterung im Jahr 2000 verwendet. Außen blieb das Fensterelement unverändert und ist in seinem weißen und gelben Buntglas eine Auflockerung in der großen Giebelfläche südlich des Kirchenbaus. Die fünf bleiverglasten Stahlrahmenfenster im Langhaus sowie das seitliche Fenster nördlich der alten Empore weisen im Randbereich sowohl hochgotische Elemente und Formen auf als auch romanisch geprägte Palmblatt-Formen. Die hier verwendete Glasart des mundgeblasenen Echtantikglases wird auch heute noch rein handwerklich gefertigt und gilt als das hochwertigste Flachglas zur Herstellung von Kunstverglasungen. Die im mittleren Fensterbereich verwendeten weißen Scheiben wurden zu regelmäßigen geometrischen Ornamenten verbleit. Die für den Randbereich gewählten farbigen Gläser wurden dann in klassischer Glasmaltechnik gestaltet. Nach einer Schwarzlotbemalung wurde eine Überzugfarbe aufgebracht, wonach durch „Stupfen“ und „Wischen“ die dem mundgeblasenen Glas eigene Struktur nochmals veredelt wurde. Diese sechs Verglasungen wurden im Jahr 1905 gefertigt, was sich auch mit dem Turm-Neubau und dem Kirchen-Anbau in dieser Bauphase in Einklang bringen ließe. Die übrigen fünf Fenster links über und unter der alten Empore sowie die kreisförmige Verglasung über der Eingangstür rechts im Mittelschiff sind von der Gestaltung ebenfalls eindeutig in diese Epoche festzulegen. Bleiverglasungen dieser Herstellungsart wurden über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg ausgeführt. Die beiden am aufwändigsten gestalteten Fenster befinden sich im Altarraum der Kilians-Kapelle. Das rechte Seitenfenster weist zudem einzig eine figürliche Gestaltung über die gesamte Fläche auf. Neben den geschwungenen Blättern ist ein Greifvogel zu erkennen. Die Verglasung hinter dem Altar ist im Flächenbereich einfacher gestaltet.
Es darf erwähnt werden, dass ein drittes Fenster aus dieser Zeit existiert. Es wurde durch den Anbau der Sakristei im Jahr 1936 ausgebaut und mitsamt dem Stahlrahmen auf dem Dachboden der Kirche gelagert. Die drei beschriebenen Verglasungen kann wohl ebenfalls in die Zeit um 1905 datiert werden. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die bleiverglasten Fenster ebenso wie das Kirchengebäude denkmalgeschützt und erhaltenswert sind. Auch wenn die Verglasungen nicht den historischen Wert wie etwa die alten Gebäudeteile oder den Kilians-Altar haben, so stehen diese kunstverglasten Fenster für die handwerkliche Zeit während der beiden Umbauphasen von 1905 bis 1950. Der Betrachter sollte sich vor Augen halten, dass gerade im Jahrhundert der beiden Weltkriege die Nomborner Bürger manche Entbehrung in Kauf nahmen, um ihr Gotteshaus mit diesen Fenstern zu schmücken.
Bernhard Lenz